19.09.2024
Autor: Ben Conrady
Marginal Gains: In kleinen Schritten zum Erfolg
In aller Kürze:
"Marginal Gains" bezeichnet die Strategie, viele kleine Verbesserungen in verschiedenen Bereichen zu kombinieren, um eine signifikante Gesamtverbesserung zu erzielen.
In der Medizin und Physiotherapie kann "Marginal Gains" angewandt werden, um Rehabilitations- und Behandlungsprozesse zu verbessern.
Kleine Verbesserungen in Bereichen wie Gewichtsmanagement, Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Entzündungsmodulation können zusammen große Auswirkungen auf das Gesamtbild haben.
Der Ansatz zielt darauf ab, das Maximum aller beeinflussbaren Faktoren unter gegebenen Bedingungen auszuschöpfen.
Jede kleine positive Entscheidung oder Handlung kann dabei zur Verbesserung der Gesundheit beitragen.
Im Alltag kann das Konzept bei bewussten Entscheidungen für mehr Bewegung und gesunde Gewohnheiten angewendet werden.
Marginal Gains
"Marginal Gains" ist ein Konzept, das hauptsächlich über den Radsport bekannt wurde. Ursprünglich von Dave Brailsford, dem ehemaligen Leiter des britischen Radsportteams Team Sky, geprägt, bezieht sich der Begriff auf die Idee, dass kleine, scheinbar unbedeutende Verbesserungen in verschiedenen Bereichen zusammengefasst signifikante Vorteile bringen können.
Diese Verbesserungen können in Bereichen wie Training, Ernährung, Materialtechnologie, Aerodynamik und Taktik gefunden werden. Indem jede dieser kleinen Optimierungen konsequent verfolgt wird, strebt man danach, insgesamt eine bedeutende Leistungssteigerung zu erreichen.
In einer Sportart, in der der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage oft in Bruchteilen von Sekunden liegt, haben sich die marginalen Gewinne als entscheidend erwiesen, um den Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Das Team transportierte unter anderem eigene Matratzen von Hotel zu Hotel, um die Schlafqualität zu verbessern, und bestand auf chirurgischem Händewaschen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Selbst das Händeschütteln vor und während der Rennen wurde untersagt. Man könnte argumentieren, dass ausgiebiges Händewaschen keinen zum Sieger der Tour de France macht, und das ist richtig. Der Schlüssel liegt jedoch darin, dass keine einzelne Maßnahme den direkten Weg zum Erfolg darstellt, sondern vielmehr die Kombination all dieser marginalen Verbesserungen.
In der Theorie verbesserst du deine Leistung nach Ablauf eines Jahres um das 37-fache, wenn du jeden Tag 1 % besser wirst.
Marginal Gains in der Medizin
Auch in der Medizin, insbesondere in der Physiotherapie, kann im Konzept der “Marginal Gains“ gedacht werden, um Rehabilitation und Behandlungsprozesse effektiver zu gestalten. Es geht darum, die Genesung oder Behandlung von Patienten Stück für Stück voranzutreiben und dabei alle Stellschrauben zu nutzen, die zur Verfügung stehen. Es kann bei Heilungsprozessen nach Operationen, konservativer Therapie, bei chronischen Erkrankungen oder degenerativen Zuständen genutzt werden. So kann z. B. Gewichtsverlust zur Verbesserung von Gelenkbeschwerden führen. Die Ausdauerkapazität zu steigern, kann helfen, die teilweise hohe körperliche Belastung im Alltag besser tolerieren zu können. Die Kraft und Beweglichkeit zu verbessern, unterstützt die Fähigkeit, das Skelett zu stützen und den Körper im Raum zu bewegen oder zu halten. Alle entzündlichen Prozesse im Körper zu modulieren, kann das Immunsystem stärken und die Regeneration verbessern.
Wie nutze ich die “Marginal Gains” für mich?
Man könnte den Prozess der “Marginal Gains” so zusammenfassen, dass man versucht, das Maximum aller beeinflussbaren Faktoren unter gegebenen Bedingungen auszuschöpfen. So können sich Vorteile addieren.
Von einem anderen Blickwinkel könnte man allerdings auch sagen, dass wir das Minimum ausschöpfen wollen. Das Minimum ist in diesem Konzept der kleinstmögliche Wert, den wir noch versuchen, zu verbessern. Gleichzeitig kann es auch das Minimum sein, das uns überhaupt erst erlaubt, diese kleinen Anteile der Verbesserungen zu erzielen. Entscheide ich mich dafür, nicht auf der Couch zu liegen, sondern noch 20 min um den Block zu gehen, habe ich nur minimal mehr getan, eine kleine Entscheidung getroffen, aber so meine Gesundheit um einen Bruchteil verbessert.
Bei einer Therapie, die auf körperliche Verbesserungen abzielt, wie die Steigerung von Kraft oder Beweglichkeit, ist jeder kleine Fortschritt wertvoll. Auch wenn die Übungen nur in geringem Umfang durchgeführt werden können, tragen sie zur Verbesserung bei. Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um den Heilungsprozess voranzutreiben. Durch die Wahl der richtigen Optionen können schrittweise Fortschritte erzielt werden. Selbst wenn nur wenig getan werden kann, ist dies immer besser als gar nichts zu unternehmen.
Denk daran, wenn du das nächste Mal vor der Rolltreppe oder dem Fahrstuhl stehst oder du weißt, dass du bis jetzt nicht genug getrunken hast.