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25.11.2024

Autor: Ben Conrady

Die Tendinopathie der Achillessehne: Ursachen und Therapie

Bild einer Achillessehne Illustration

In aller Kürze:

  • Symptome der Achillessehnentendinopathie: Schmerzen an der Achillessehne, besonders nach Ruhephasen oder morgens, verstärken sich bei Belastung, können aber kurzzeitig gelindert werden.

  • Häufige Ursachen: Überlastung durch Sport (z. B. Laufen) oder ungewohnte Aktivitäten führt zu Mikrotraumata und einem Ungleichgewicht im Sehnengewebe.

  • Moderne Perspektive: Chronische Tendinopathien sind oft durch degenerative Veränderungen geprägt, nicht durch Entzündungen.

  • Effektive Therapieansätze: Gezielte Belastungssteuerung, aktive Übungen wie exzentrisches Training und ein individueller Therapieplan stehen im Fokus.

  • Kurzfristige Schmerzlinderung: Sanfte Dehnübungen und Kältetherapie helfen bei akuten Beschwerden.

  • Langfristige Maßnahmen: Aufbau der Belastbarkeit der Sehne durch spezifisches Krafttraining und graduelle Steigerung.

  • Rolle passiver Maßnahmen: Einlagen, Fersenkissen und Schmerzmittel können ergänzen, sind aber keine alleinige Lösung.

Die Symptome der Tendinopathie 

Die Achillessehnentendinopathie, auch als Achillessehnenentzündung oder Achillodynie bekannt, äußert sich durch Schmerzen im Bereich der Achillessehne, typischerweise am Ansatz der Sehne oberhalb des Fersenbeins oder mittig zwischen Sehnenansatz an der Ferse und Beginn des Muskelbauches. Betroffene verspüren oft einen dumpfen, ziehenden Schmerz, der besonders nach Ruhephasen oder bei den ersten Schritten am Morgen auftritt. Längeres Gehen oder sportliche Aktivitäten können den Schmerz zunächst verstärken, aber auch kurzzeitig lindern. Im Anschluss an intensivere Belastungen nehmen die Beschwerden häufig zu.

Die Ursache von Schmerzen in der Achillessehne

Statistisch gesehen entwickelt etwa jeder fünfte Läufer im Laufe seiner sportlichen Karriere eine Tendinopathie an der Achillessehne. Besonders häufig betroffen sind Ausdauersportler, die ihre Sehnen durch hohe Trainingsumfänge stark belasten. Auch Nichtsportler, die kurzfristig ihre Belastung durch sportliche Aktivität oder ungewohnte Belastungen im Alltag erhöhen, haben erhöhte Risikofaktoren.

Bei diesen Personen führt die wiederholte Überlastung der Achillessehne zu Mikrotraumata im Sehnengewebe. Dies verursacht ein Ungleichgewicht zwischen der Belastung des Sehnengewebes und der Fähigkeit des Körpers, von dieser zu regenerieren und sich anzupassen. Ist die Belastung dauerhaft hoch, aber die Belastbarkeit des Gewebes nicht, ist die unmittelbare Reaktion des Körpers auf diese Reizung oft eine Entzündung. Bei anhaltender Überlastung kann sich der Zustand zu einer chronischen Tendinopathie entwickeln. 

Es hat sich mittlerweile gezeigt, dass die Entzündung meistens nicht die Hauptursache für Schmerz und Funktionseinschränkung ist, sondern dass bei chronischen Tendinopathien oft gar keine aktive Entzündung mehr vorliegt und eher degenerative Veränderungen ursächlich sind. Die Bezeichnung „Tendinopathie“ hat den früher gebräuchlichen Begriff „Tendinitis“ daher weitgehend ersetzt, da sie die komplexen Veränderungen im Sehnengewebe genauer beschreibt und nicht auf eine Entzündung fokussiert.

Behandlung von Achillessehnenschmerzen

Das Ziel der Physiotherapie besteht zunächst darin, die Patienten über den klinischen Verlauf und die Prognose aufzuklären, um gemeinsam einen Therapieplan zu erstellen. Die Therapie konzentriert sich darauf, die Schmerzen zu lindern und die Belastbarkeit der Sehne schrittweise zu erhöhen.

Belastungsmanagement der Sehne

Die Achillessehne spielt eine zentrale Rolle bei der Kraftübertragung während des Gehens und Laufens. Sie ermöglicht eine effiziente Fortbewegung, ist jedoch auch hohen Belastungen ausgesetzt. Der wirksamste Ansatz zur Selbsthilfe besteht zunächst in einer angepassten Steuerung der Belastung. Bei einer hohen alltäglichen Beanspruchung ist diese Steuerung entscheidend, um den Heilungsprozess akuter und chronischer Sehnenbeschwerden voranzutreiben.

Belastende Aktivitäten wie Laufen können vorübergehend durch schonendere Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren ersetzt werden. Sowohl im Sport als auch im Alltag können Umfang, Intensität und Häufigkeit der Belastungen angepasst werden. Völlige Schonung ist nicht empfehlenswert, da kontrollierte Belastung für den Heilungsprozess wichtig ist. Die Schmerzintensität sollte dabei jedoch im erträglichen Bereich bleiben.

Aufbau der aktiven Behandlung

Die Therapie der Sehne sollte in erster Linie aktiv gestaltet werden. Während passive Maßnahmen wie Wärme, Massagen, Einlagen oder Schienen die Symptome kurzfristig lindern können, sorgen aktive Maßnahmen für Anpassungen des Körpers, die eine nachhaltige Reduktion von Schmerzen und Steigerung der Funktion mit sich bringen. Die aktive Behandlung kann zudem aus zwei Arten von Übungen bestehen: solchen zur kurzfristigen Schmerzlinderung und solchen, die langfristig die Belastbarkeit der Sehne erhöhen.

Kurzfristige Schmerzlinderung

Zur Reduktion von initialen Schmerzen beim Aufstehen, Anlaufen oder Treppe steigen haben sich sanfte Dehnübungen als wirksam erwiesen. Eine effektive Übung besteht darin, schräg z. B. an eine Wand gestützt die Ferse des betroffenen Beins in den Boden zu drücken. Das Knie bleibt dabei gestreckt. Diese Position sollte für 30 Sekunden gehalten und 3–5 Mal wiederholt werden.

Langfristige Besserung der Beschwerden

Für eine langfristige Beschwerdefreiheit ist es wichtig, die Achillessehne über die Wadenmuskulatur zu belasten, um die Belastbarkeit der Sehne zu steigern. Exzentrisches Training, also das langsame Bremsen des Muskels gegen einen Widerstand, oder allgemeine Übungen mit langsamen Bewegungstempo haben sich hier als effektiv erwiesen. Eine klassische Übung ist das Wadenheben. Stellen Sie sich dafür auf eine Treppenstufe, drücken Sie sich aus der Kraft der Wade auf die Zehenspitzen und senken Sie dann langsam die Ferse unter das Stufenniveau ab, bis in der Muskulatur eine Dehnung spürbar ist. Beginnen Sie mit 3 Sätzen à 15 Wiederholungen in einem Tempo von jeweils 2–3 Sekunden in jede Richtung und steigern Sie allmählich die Belastung durch Zusatzgewichte, z. B. einen schweren Rucksack oder eine Kurzhantel. Als Steigerung ist auch die einbeinige Variante möglich, bei der das komplette Körpergewicht auf einem Bein lastet.


Ein individuelles Trainingsprogramm sollte von einem spezialisierten Physiotherapeuten erstellt werden. Auch standardisierte Therapieprotokolle, wie das Alfredson-Protokoll, das über 12 Wochen durchgeführt wird, sind jedoch effektiv

Passive Zusätze zur Behandlung

  • Kältetherapie: Die Anwendung von Eis kann in der akuten Phase zur Schmerzlinderung beitragen.

  • Schuheinlagen: Fersenkissen oder spezielle Einlagen können den Winkel des Sprunggelenks und damit die Zugbelastung auf die Achillessehne reduzieren und so zur Symptomlinderung beitragen.

Fazit

Die Achillessehnentendinopathie ist eine häufige, aber gut behandelbare Verletzung. Mit der richtigen Kombination aus Belastungssteuerung, gezielten Übungen und eventuell ergänzenden passiven Maßnahmen können die meisten Betroffenen innerhalb von 3–6 Monaten eine deutliche Besserung erzielen. Wichtig ist ein Verständnis für den Heilungsprozess und Geduld, da die Regeneration der Sehne einige Zeit benötigt. Mit der richtigen Herangehensweise können Sportler größtenteils zu ihrer gewohnten Aktivität zurückkehren und langfristig beschwerdefrei bleiben.


FAQ

  • Kann ich mit einer Achillodynie weiter Sport treiben?
    Weiterhin Sport zu treiben ist oft möglich und meistens sogar förderlich für den Heilungsprozess. Zusätzlich kann so die Funktionalität des restlichen Körpers, abseits der Achillessehne, weiterhin gefördert werden. Es sollte allerdings die Intensität und Dauer des Sports sowie die Art der Aktivität angepasst und schmerzauslösende Aktivitäten vermieden werden. Schwimmen, Radfahren, Krafttraining oder Spaziergänge stellen, entgegen Sportarten, welche Sprünge und Landungen oder Richtungswechsel beinhalten, eine geringe Belastung für die Achillessehne dar.

  • Wie lange dauert die Heilung einer Achillessehnentendinopathie?
    Die Heilungsdauer variiert je nach Schweregrad und individuellen Faktoren. In den meisten Fällen ist mit einer Besserung innerhalb von 3–6 Monaten zu rechnen, vorausgesetzt der Behandlungsplan wird konsequent befolgt und entsprechend der Funktionsverbesserung angepasst.

  • Sind Dehnungsübungen hilfreich?
    Ja, sanfte Dehnübungen können zur Schmerzlinderung beitragen, besonders am Morgen oder nach längeren Ruhephasen. Übermäßiges oder aggressives Dehnen sollte jedoch vermieden werden.

  • Sind Einlagen oder spezielle Schuhe hilfreich?
    Fersenkissen oder spezielle Einlagen können die Belastung auf die Achillessehne reduzieren und zur Schmerzlinderung beitragen. Sie ersetzen jedoch keine gezielte Steigerung der Kraft der Sehne.

  • Kann ich Schmerzmittel einnehmen?
    Kurzzeitig können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen zur Schmerzlinderung beitragen. Langfristig sollte jedoch die Ursache behandelt und nicht nur die Symptome unterdrückt werden.

  • Wie kann ich einer erneuten Tendinopathie der Achillessehne vorbeugen?
    Regelmäßige Kräftigungsübungen für die Wadenmuskulatur, eine graduelle Steigerung der Trainingsintensität und des -umfangs sowie gutes Aufwärmen vor dem Sport können das Risiko einer Überlastungsverletzung reduzieren.

  • Kann Übergewicht zu einer Achillessehnenüberlastung führen?
    Ja, Übergewicht erhöht die Belastung auf die Achillessehne und kann somit das Risiko einer Tendinopathie steigern. Eine Gewichtsreduktion kann daher Teil des Behandlungsplans sein.